Luxusprodukt oder Notwendigkeit?

Viele, die durch die Corona-Krise zum Stillstand gezwungen sind und ihre Arbeit dadurch nicht mehr ausführen dürfen, stellen sich existentielle Fragen wie : „Bin ich ein Luxusprodukt, das im Alltag verzichtbar ist?“  „Hätte ich nicht einen anderen nützlicheren Beruf ergreifen sollen?“  „Wenn ich jetzt erfolglos bin, bin ich dann auch sinnlos für die Welt?“

Viktor E. Frankl, der Begründer der Sinnlehre gegen die Sinnleere hat sich zeitlebens mit der existentiellen Sinnsuche beschäftigt und diese gelehrt und vorbildlich vorgelebt.
Einer seiner Erkenntnisse war, dass die Arbeit eine der Möglichkeiten ist, um uns sinnvoll in die Welt zu setzen aber nicht die einzige. Darüber hinaus ist es niemals das WAS der Arbeit, das über die Sinnhaftigkeit entscheidet sondern immer das WIE. Keine Arbeit ist sinnvoller als die andere – es liegt immer daran, wie wir die Tätigkeit mit unserer einzigartigen Begabung und  Persönlichkeit ausführen. 
Frankl spricht von den drei Hauptstraßen zum Sinn. Die eine ist jene der Leistungsfähigkeit. Hier machen wir die Welt reicher durch unser Tun.
Die zweite Hauptstraße ist jene der Liebesfähigkeit, dort dürfen wir uns beschenken lassen, indem wir dankbar in Beziehung treten mit unserer Umwelt und Mitwelt. Die schöne Natur oder das Lächeln des vorbeigehenden Kindes nicht zu sehen, wäre ebenso pflichtvergessen wie eine verabsäumte Arbeitstätigkeit. Die dritte Hauptstraße zum Sinn schließlich ist jene der Leidensfähigkeit, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens auch einmal erfahren wird. Und selbst hier kann Sinn verwirklicht werden durch geduldiges Ertragen oder kreatives Verändern. Vielleicht ist das Notwendige, Not-wendende, das uns  in Krisen-Zeiten abverlangt wird das ermutigende Wort oder Lächeln, das wir jenen schenken, die den Alltag aufrecht erhalten. Vielleicht ist es auch nur die Bereitschaft das dankbar wahrzunehmen, das uns trotz allem gegeben ist (Natur, Beziehungen, unser Zuhause) und dabei Kraft zu tanken für die Zukunft, in der wir wieder mit unseren schöpferischen Taten gefordert sein werden. Wer ohne „Tun“ nicht das Auslangen findet, kann sich noch immer fragen wem und wie er seine Leistungsfähigkeit jetzt zur Verfügung stellen kann z.b. in Form einer ehrenamtlichen Tätigkeit. Jeder und jede von uns – auf den ersten Blick scheinbar austauschbar -ist einzigartig und in dieser Einzigartigkeit in seinem Umfeld immer gebraucht und unersetzlich!

Kommentare (3)
  • ja, danke Daniela, für diese wunderbaren Worte. Sie schenken Trost und führen mich ins Vertrauen, dass wir alle, was man ja auch am einmaligen Fingerabdruck erkennen kann, einmalig sind! so können wir es jetzt ausprobieren, weil dazwischen viel Zeit entsteht, um genau hinzuschauen, worin diese Einmaligkeit denn eigentlich besteht. Der Zugang führt über das Herz, das uns immer einen Weg weisen kann….wenn wir bereit sind, hinzuhorchen!
    von Herzen, Claudia

  • Liebe Daniela, ich lerne dich erst jetzt kennen und freue mich darüber. Deine Worte inspirieren mich sehr und ich möchte sie gerne in meinem Netzwerk weitergeben. Reicht es, deine website anzuführen? Herzlichen Dank, Robert

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